Zentralasien

Eindrücke aus dem Ferganatal: Textilstadt Margi’lon

Nachdem wir die 4 Wochen in Tadschikistan im Norden am Kairakkum-Stausee haben ausklingen lassen, ging es zurück nach Usbekistan, um von dort nach Kirgisistan zu fahren. Usbekistan war also diesmal nur ein Transitland, um so erfreulicher war es, dass die tadschikisch-usbekische Grenze relativ problemlos zu bewältigen war. In 1,5 Stunden waren wir durch, für irgendwas mit dem Auto mussten bei den Usbeken diesmal 2 Dollar bezahlt werden (mussten alle mit KFZ). Nun waren wir also doch noch im grünen Ferganatal auf der Seite Usbekistans, das wir beim ersten Besuch auslassen mussten. Das Ferganatal ist nicht zuletzt wegen seiner guten geographischen Bedingungen das dichtbesiedelste Gebiet Zentralasiens. Es ist die grüne Lunge mit sehr viel Landwirtschaft, v.a. Obst und Gemüseanbau. Es ersteckt sich über Tadschikistan, Kirgisistan und zum größten Teil über Usbekistan.
Das Ferganatal war auch (und will wieder werden) ein Zentrum der Seidenproduktion, oder allgemein gesprochen: die gesamte Region soll wieder  eine Region der Textilproduktion werden, wie sie es seit Jahrhunderten bis in die Zeit der Sowjetunion hinein war. Wir haben die  traditionsreiche Stadt Margi’lon für einen Besuch gewählt.  
Margi’lon ist eine unaufgeregte Industriestadt, in der die Menschen leben und arbeiten. Obwohl in ihr (wie auch in der Region) ein religiöser Konservatismus zu spüren und zu sehen ist, wirkt die von nur wenigen Touristen besuchte Stadt offen und lebensfroh. Man begegnet uns stets freundlich und offen.


Ein Besuch in der traditionsreichen Seidenfrabik Yodgorlik durfte natürlich nicht fehlen. Das Gelände ist für jeden zugänglich und beherbergt neben dem Produktionsbereich auch Verkaufsräume. Es wurde kräftig gebaut, so dass wohl von einer kleinen Expansion auszugehen ist. Beim Fabrikrundgang (wahlweise auf russisch, chinesisch oder englisch) bekam man eine Einführung in die gesamte Produktionskette von der Gewinnung des Rohstoffes für die Seide, die Herstellung des Seidenfadens und dessen Verarbeitung auf mechanischen, hand- und fussbetrieben Webstühlen, die natürlich auch hier von modernen (erst elektrifizierten, dann computergestützten Maschinen) abgelöst werden. Besonders sind in dieser Fabrik und in der Region die IKAT-Muster, von denen wir schon in Buchara berichtet hatten – geometrische Zick-Zack-Formen, die frabenfroh präsentiert werden. Sie enstehen durch die Einfärbung der Fäden vor der Verarbeitung oder durch Batiktechnik. Einige dieser Produkte finden nun in Schleswig- Holstein ein neues zu Hause. Zu unserem Glück konnten wir im Ikathouse übernachten, einem mit viel Kunsthandwerk dekorierten Familien-Guesthouse mit wunderschönem Garten.
Jetzt geht’s nach Kirgisistan, von hier aus sind es 100 km zur Grenze.

Kommentar

  • Inge und Wilfrid

    Die Eroberer Indiens, die Timoriden (Timor und Nachfolger), schwärmten in ihren Schriften von der Schönheit ihrer Heimat, dem Ferganatal. Reich und mächtig geworden blieb der Traum als Ideal, bis die englische Kolonialmacht sie korrumpierte und unterwarf. Und nun eure Texte und Bilder aus der Region von der ich soviel gelesen habe. Sehr schön, die Gedanken springen hin und her. Vielleicht ist die Türe, vor der Billie steht, ein Spiegel der Region, ein herrliches Schnitzkunstwerk. Wenn man in die Lupe geht, dann steigert sich die Faszination noch. Der Schriftzug im oberen Drittel hat für mich die Anmutung des Wortes für Allah. Dass dieses Tal sich heute über drei Länder erstreckt, wirft sicher einige Probleme in der Identität ihrer Bewohner auf und man kann nur auf eine glückliche Zukunft hoffen.
    Für Euch weiterhin glückliche Fahrt, haltet die Augen auf und genießt den Augenblick.

  • Julia

    Die Ikat-Technik ist wirklich faszinierend. Ich habe sie in Indien kennengelernt, aber nie eine Produktionsstätte besucht. Was ich beeindruckend finde, ist dass sie das Einfärben des Garns so berechnen, dass es im Anschluss diese verschiedenen Muster ergibt. Das hat eine ganz andere Optik als wenn auf hellem Stoff gedruckt wird. Toll, dass es ein paar Teile bis nach Schleswig Holstein schaffen werden 😊 Weiterhin eine tolle Reise Euch!

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