Zentralasien

Almaty – Die eigentliche Hauptstadt Kasachstans

In knapp vier Stunden erreicht man mit dem Auto von Bischkek aus Almaty, natürlich zusätzlich der Zeit für den Grenzübertritt. Allerdings ist diese Grenze sehr gut und modern organisiert, so dass wir in nicht einmal 45 Minuten von Kirgisistan nach Kasachstan wechseln konnten. Nun also das zweite Mal in Kasachstan, diesmal im Südosten dieses riesigen Landes. Das Land hat Dimensionen, die für westeuropäische Verhältnisse erst allmählich zu erfassen sind. Gut 3500 km von West nach Ost, 2000 km in der Nord-Süd-Achse.
Almaty ist die Metropole Kasachstans, Astana die offizielle Hauptstadt und der von oben oktroierte Regierungssitz. Im Süden der 2 Millionen-Stadt schaut man auf das mächtige Alatau Gebirge, das sich immer wieder in den groß angelegten Achsen-Straßen zeigt, sofern die Sicht nicht vom metropolenüblichen Bauwahn versperrt ist. Im Norden fällt die Stadt dagegen zur großen Sary-Ösek Steppe ab und bildet einen krassen Gegensatz zur Gebirgskulisse des Südens. Die Stadt ist quirlig, voller Autos, mit viel Smog, aber auch mit sehr vielen Bäumen und sehr modern im kapitalistischen Sinne. Hier bekommt man alles, im Guten wie im Schlechten. Die Stadt ist teuer und hip, weshalb es hier auch viele junge, internationale Touristen und Remote-Worker gibt, die exklusiven Kaffee in schicken Cafes trinken. Hier sitzt Geld und Kapital aus ganz Zentralasien und weit darüber hiaus. Da kostet das Wasser in bestimmten Restaurants oder Cafes plötzlich 4 Euro und damit das 4-fache des üblichen Preises. Und man braucht hier viel Wasser, denn im Juli/August ist es heiß in der Stadt, 35 Grad ist die mittlere Temperatur.
Aber die Stadt hat Flair, die großen Boulevards, die weiten Achsen mit den Bergblicken, wunderbare Architekur aus den 1950er und -60er Jahren, teils schön modernisiert, die nächtliche Iluminierung der Stadt, die Bäume und die vielen Parks, all das ist sehr imponierend. Besonders ist auch ein Ausflug mit der Seilbahn auf den Kök-Töbe genannten Hausberg der Stadt, der wunderbare Blicke auf die Stadt erlaubt.  Zudem ist  Almaty  praktisch für Besorgungen und Erledigungen aller Art, wir haben hier u.a. die notwendige Wartung des Fahrzeugs machen lassen.
Almaty war mal bekannt für seine Äpfel, die für ihre Qualität und Größe berühmt waren und auf den Plantagen im Süden geerntet wurden. Sie mussten neuen Buisness-Centern, Wohnkomplexen und Villen weichen, so dass von der Apfelstadt nur ein Mythos geblieben ist. Wirklich imponierend ist das Kunstmuseum der Stadt, das von außen und auch auf den ersten Blick von innen eher klein und unauffällig wirkt. Dann aber eröffnen sich großartige Einblicke in kasachische Kunstwerke aller Epochen, vor allem der bildnerischen Kunst, eine fast erschlagende Bandbreite in sehr schöner Präsentation. Dazu kommt eine Sammlung russischer Klassiker und mehrere Sonderaustellungen, z.B. eine Ausstellung zur Würdigung des medizinischen Pfelgepersonals. Bemerkenswert ist auch die Sammlung deutsch-kasachischer Künstler wie etwa Vladimir Eifert (1884-1960). Zum Museumsbesuch gehört auch eine schöne menschliche Begegnung, wie wir sie einige Male in Zentralasien erlebt haben. Wir fuhren mit dem Yandex-Taxi zum Museum, der Fahrer hieß Marseille und versuchte uns mit einer russisch-englisch Mischung etwas über seine Stadt zu erzählen. Ein sehr freundlicher, charmanter und moderner kasachischer Mann. Leider vergaßen wir ein Basecap im Taxi, an dem doch etwas Seele hängt. Marseille war trotz bekannter Telfonnummer nicht zu erreichen, weil er nicht nur den Taxi-Job hat und dehalb mehrere Handys unterhält. Mit einigen Bemühungen vom Yandex-Support kamen wir am nächsten Morgen in Kontakt und er brachte uns von sich aus das Cap ins Hotel. Natürtlich wollten wir die Fahrt bezahlen, aber er lehnte partout ab. Im Gegenteil, er bot sich als Kontakt an, wenn wir bei der weiteren Reise in Kasachstan irgendwelche Probleme hätten. Ein kleines Geschenk von uns nahm er dann doch an und wir verabschiedeten uns herzlich mit einer Umarmung.   

Kommentar

  • Julia

    Das sind ja wieder so schöne, spannende und interessante Berichte von Euch! Es macht richtig Spaß, sie zu lesen. Weiterhin eine gute Reise 🙂

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