Zentralasien

Weiter Ostwärts – der Weg durchs Siebenstromland

In Almaty ist nun die Entscheidung zu fällen, wie es letzlich nach Hause geht, ob über den Westen oder den Osten. Ist man erstmal unterwegs, ist eine Korrektur aufgrund der großen Entfernungen nur mit großem Aufwand möglich. Eigentlich wollten wir nur einen Ausflug in den 300 km östlich von Almaty gelegenen Kolsai-Nationalpark machen, der mit seinen 3 Bergseen auch ein sehr beliebtes Ziel der Großstädter ist. Während der Fahrt entschieden wir uns dann für die Ostroute und damit für den Abschluss der Zentralasienreise am Rande des (russisch-chinesisch-kasachischen) Altai-Gebirges. Das bedeutet in der Konsequenz auch eine etwas verlängerte Route, die uns dann von der russischen Großstadt Omsk Richtung Westen führen wird.

Aber soweit sind wir noch nicht. Zurück zum Kolsai-Nationalpark, der aus 3 zusammenhängenden Gebirgsseen besteht. Der Park ist durch seine tendenzielle Übernutzung recht streng reglementiert und kostet Eintritt, den man an der Schranke entrichten muss, einschließlich Registrierung. Man fährt dann gut 20 km bis zum ersten Kolsai-See (1800m), den man als einzigen der drei Seen mit dem Auto erreichen kann. Ein riesiger Parkplatz mit massig Rummel zeugt von echtem Over-Tourism. Die Leute steigen aus, Selfie hier, Selfie da, wer aktiver wird, geht einmal runter zum See oder gönnt sich ein vielfach angebotenes Horse-Riding. Das ist nicht wirklich schön, obwohl der Blick auf diesen Gebirgssee schon beeindruckend ist. Zum Glück ist es kein Problem sich dieser Szenerie zu entziehen und  sich an den Fluss im Wald des Nationalparks zu stellen, um zu picknicken oder zu Campen. Das ist erlaubt, nur beim Feuer-Machen werden die Ranger ungemütlich. So hatten wir zwei sehr ungestörte Tage am Fluss und konnten entspannen und ein bisschen wandern.

Weiter ging es über eine tolle Passstraße auf einer üppig grünen Hochebene (gibt es auch in Kasachstan!!) über den Zentralort Kegen in den Scharyn-Nationalpark. Dieser Nationalpark ist mit seinem 154 km langen Canyon mit mehrfach variierenden Farben und Strukturen eine der größten Attraktionen in Kasachstan und wird von der Regierung professionell touristisch organisiert. Hier ist es im August sehr heiß und ohne ausreichend Wasser und Kopfschutz ist man aufgeschmissen. Übernachtet haben wir in der uigurisch geprägten, recht lebendigen Stadt Scharkent, gut 20 km von der chinesischen Grenze entfernt. Am nächsten Tag ging es weiter ostwärts, zunächst am Rande des Altyn-Emel-Nationalparks, den wir allerdings aufgrund der Größe und Entfernung nicht weiter beachtet haben.

Am Ende des Parkes stoßen wir auf die Sary-Ösek-Steppe, die bei Tschingis Aitmatov („Ein Tag länger als ein Leben“) eine wichtige Rolle spielt. Hier befindet sich mittlerweile eine Steppenautobahn, die uns zum letzten Ziel im Siebenstromland, dem Alaqol-See führt, der als kasachisches Badeparadies schlechthin gilt.

Nach einer schönen Übernachtung am Fluss erreichten wir diesen See, immer mit einem Vergleich im Hinterkopf, dem kirgisischen Issyk-Kul. Der erste Unterschied: Der Alaqol ist von Steppe und in östlicher Richtung vom Alatau-Gebirge umgeben. Die Ferienorte auf der südöstlichen Seite des Sees sind sehr gut von inländischen und russischen Touristen besucht, hatten aber wenig Charme.  Die Strände sind schmal mit schwarzem Kies, das Wasser allerdings ist warm und wunderbar samtig. Ihm wird aufgrund seine PH-Wertes eine heilende Wirkung bei Hautkrankungen nachgesagt. In Koktuma, dem symphatischsten Ort am See, mieteten  wir uns für einen Tag (es sind tatsächlich 24 Stunden Vereinbarungen) in eine sehr nette Pension mit vielen kasachischen Familien ein  – das gibts hier nur mit Vollpension bei einheimischer Hausmannskost. Bei der Umrundung des Sees fuhren wir dann ganz nah entlang der chinesischen Grenze und konnten im Norden den touristischen Bade-Hotspot Kasachstans bestauen: Alakol (Zharbulak), ein Ort mit Massentourismus zwischen Rimini in den 1960er Jahren und den Zentren Mallorcas. Imposant, aber nichts wie weg.  

Kommentar

  • Inge und Wilfrid Werner

    Immer wieder faszinierend für uns sind die weiten unverstellten Landschaften, aber die große Überraschung ist das kasachische Strandleben a la Rimini. Das muss man schon wollen, aber das ist der Blick aus unserer Richtung. In einem Land der klimatischen Extreme ist so eine warme Badewanne das Paradies schlecht hin.
    Die geologischen Überraschungen, hier die hoch gelegenen Bergseen und dort der ausgedörrte Sharyn NP mit seinem kleinen Grand Canyon. Einfach großartig und ich denke mal oft auch überwältigend. Glückliche Augen und Sinne. Lasst uns weiterhin teilhaben.

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