Zentralasien

Termiz: Viel Geschichte, sehr heiß, angespannte Grenzstadt, aber reichlich Leben

Termiz ist die südlichste Stadt in Usbekistan und zugleich auch die Stadt mit den höchsten Durchschnittstemperaturen des Landes. Ende Mai waren es zwischen 37 und 39 Grad, das Termometer klettert wohl oft in den hohen 40er Bereich, nicht selten einhergehend mit sandigen Winden aus Afghanistan. Termiz liegt unmittelbar an der Grenze zu Afghanistan, verbunden durch die einzige Landverbindung über den Amudarja, der den Grenzfluss zwischen den beiden Ländern bildet. Die sogenannte Brücke der Freundschaft hatte die Sowjetunion in den 1980er als Eisenbahn- und Autobrücke gebaut, nicht zuletzt um ihre Truppen im Krieg dort zu versorgen. Hier waren bis zu 100.000 sowjetische Soldaten stationiert, später im Krieg der NATO gegen Afghanistan wieder tausende Soldaten, diesmal westliche. Dabei waren hier nicht zuletzt deutsche Truppen mit entsprechenden Logistkeinheiten vertreten, da Deutschland im Rahmen der NATO den Norden Afghanstan kontrollieren sollte.
Nach dem Sieg der Taliban und dem unrühmlichen Rückzug der NATO-Truppen hat Usbekistan  bzw. Termiz nun  die Aufgabe, den Taliban Einhalt zu gebieten. Zwar gibt es Warenverkehr zwischen Usbekistan und Afghanistan – die UNO hat hier ihre logistische Basis mit einem riesigen LKW-Park – aber die Lage erscheint sehr angespannt. Es war nicht möglich zur Brücke zu gelangen oder den Amudarja, der hier sehr breit ist, unmittelbar zu betrachten. Das usbekische Militär fährt mit schwerem militärischen Gerät durch die Gegend, der Fluss ist hier dreifach gesichertes Sperrgebiet.
Es ist schwer zu begreifen, wenn man Abends im lebendigen Termiz unter freien Himmel mit vielen anderen Menschen in sehr angenehmer Atmosphäre Essen geht, dass 30 km weiter das Mittelalter herrscht. Das ist schon bedrückend, aber die Menschen in der Stadt, Frauen wie Männer, scheinen sich davon nicht beeindrucken zu lassen.
Termiz, das nach neueren Erkenntnissen 2800 Jahre alt sein soll, ist auch eine kulturelle Stadt mit einem hervorragenden archäologischen Museum, das die vielfältigen Ausgrabungsschätze der Region aufbewahrt und zu erklären versucht. Unmittelbar in der Nähe der Stadt befinden sich verschiedene Ausgrabungsstätten, wobei die bekanntesten wohl zwei buddhistische Tempelanlagen aus dem 1. Jh. unser Zeitrechnung sind. Beeindruckend, wie die Stadt insgesamt, die in jedem Fall einen Besuch wert ist.

Kommentar

  • Inge und Wilfrid

    Ein Fluß und beträchtlicher militärischer Aufwand trennt Vernunft, auf welcher Ebene auch immer, und steinzeitlichen religiösen Fundamentalismus. Ich kann mir vorstellen, dass dadurch die Atmosphäre der Stadt mitgeprägt wird, so wie Ihr es auch gefühlt habt. So etwas ist keine Fußnote des Herzen.
    Eure Bilder der gedeckten Tafel läßt keine Wünsche offen. Die Gerichte wirken abwechslungsreich und lecker. Läßt es Euch gut gehen.
    Ist das Foto des Wüstenwarans ein Stock-Foto oder von Euch? Mir ist so einer mal vors Fahrrad gelaufen, den Schreck spüre ich heute noch.
    Alles gute für Euch, und auf zu neuen Zielen nach Tadschikistan.

    • Billie und Ralf

      Der Wüstenwaran ist uns wirklich vor die Füße gelaufen. Das war toll!

  • Julia

    Das ist sehr interessant zu lesen! Schon erstaunlich wie nah Unterschiede beieinander liegen können!

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