Der leuchtende See: Markakol, ein Naturerlebnis der ganz besonderen Art
Vom Alakol brachen wir nun zum letzten und damit auch östlichsten Punkt unserer Reise auf, die Fahrt zum sehr abseits gelegenen See Markakol. Fast 1000 km waren bis dahin zurückzulegen, direkt zum östlichsten Zipfel Kasachstans, im Vorgebirge des Altais. Das Gebirge, das sich über Russland, China, die Mongolei und zum kleineren Teil über Kasachstan, in diesem großräumigen Vierländereck erstreckt. Kasachstan grenzt hier an die historisch uigurisch geprägte chinesische Provinz Xinjiang, also dem Nordwesten Chinas, der für die chinesischen Seidenstraßenkonzepte von strategischer Bedeutung ist.
Die Fahrt war nicht nur aufgrund der Entfernung anstrengend, sondern wir hatten auch Pech mit dem Wetter, d.h sehr viel Regen, was die Straßenverhältnisse und Übernachtungen im Dachzelt (mit Unterkünften ist es in dieser Region sehr schwierig) bisweilen kompliziert werden ließ. Aber unterm Strich ging es doch, wir sind nicht völlig abgesoffen und konnten schlafen und essen. Der Weg führte vorbei am nächsten großen kasachischen See, dem Saissansee, der in den Fluss Irtysch aus China fließt. Der mächtige Irtysch ist bedeutend für ganz Ostkasachstan und weiter für Westsibirien, er fließt über das kasachische Öskemen in das russische Omsk. Der von Steppen- und Wüstenlandlandschaften umrahmte Saissansee ist sehr schwer zugänglich und diente einst vor allem dem Fischfang. Unsere Fahrt ins erste Dorf Tughyl war ernüchternd, ein Dorf im Verfall, das einst in der Sowjetunion vom Bau von mittleren Fischfangbooten recht gut gelebt haben dürfte (sichtbar an den prunkvollen Gräbern des Ortes) und nun dem ökonomischen und sozialen Untergang geweiht scheint. Der Hauport der Region, 20km entfernt von der östlichen Spitze des Sees, heißt Saissan. Eine quirlige Kleinstadt, deren kleiner wirtschaftlicher Boom wohl der Grenzlage zu China und Erdölfunden in der Nähe zu verdanken ist. Hier treffen sich chinesische und kasachische Businessleute, aber auch chinesische Touristen lassen sich wohl immer häufiger hier blicken.







Die letzten 200 km von Saissan zum Markakol See, genauer gesagt ins Dorf Urunkhayka, waren beschwerlich, weil nunmehr die Straßen schlechter wurden, der nicht aufhören wollende Regen alles rutschig machte und es ins Gebirge ging. Für deutsche Verhältnisse eine Offroadpiste, die Kasachen sind da schmerzbefreit und fahren eigentlich mehr oder weniger mit allem da hoch. Aber seis drum, dieses Altaivorgebirge mit seinen grünen Lärchenwäldern und Wiesen ist auch bei schlechtem Wetter ein aufwühlendes Naturerlebnis. Zumal das Wetter auch Phasen ohne Regen hervorbrachte, uns sogar zeitweise die Sonne schenkte. Es sieht dort ein bisschen aus wie im bayrischen Wald, nur dass die Natur völlig intakt ist, alle Bäume leben und man sich an einer Vielzahl von Raubvögeln sattsehen kann.
Dann endlich der See, im völlig durch den Regen verschlammten, russisch-traditionell geprägten Dorf Urunkhayka ist er erstmals richtig zu sehen und man kann mehr oder weniger sogar an seine Ufer treten. Der Markakol liegt auf 1449m und ist ein von Lärchenwäldern umgebener, traumhafter Gebirgssee. Campen ist bei diesem Wetter (und auch wegen der vielen Mücken) aussichtlos, deshalb suchen wir nach einer Unterkunt und fragen bei der örtlichen Forstbehörde nach. Hier wird uns von einer symphatischen Frau geholfen, auch wenn sich die Kommunikation schwierig gestaltet. So landen wird bei dem kasachischen Deutsch-Lehrer Gabdull, der einst als Übersetzer der sowjetischen Armee zwei Jahre in der DDR verbrachte. Er hat zusammen mit seiner Frau drei Hütten am See gebaut, die er vermietet, mit Selbstversorgung oder auch mit Versorgung in der kleinen Gaststätte, die die beiden betreiben. Zwei Hütten sind im Zeltstil gebaut, eine große, zweistöckige darunterliegende Hütte kann komfortabel 10 Leute aufnehmen. Es gibt eine warme Dusche, einen Herd, eine richtige Toilette, recht geschmackvolle Möbel und vor allem: einen unfassbaren Blick auf den See – ein echter Flash. Nach einigen Verhandlungen konnten wir die große Hütte mit einem sagenhaften Panoramerfensterfront zum See für einen 24-Stunden-Tag mieten (ja – das war Luxus!) und genossen einen wunderbaren Tag, mit tausenden Blicken auf diesen See, einem dutzend Falken, die über das Ufer kreisten, zwischen herrlichen Sonnenstrahlen und heftigem Regen.











Inge und Wilfrid Werner
Welch eine glückliche Fügung, dass Ihr die Ausdauer und den Mut hattet, auch bei „Schietwetter“ und Schlammpisten, die tausend Kilometer zum Markakol auf Euch zu nehmen – bis in die äußerste östliche Ecke Kasachstans. Allein das Video ist faszinierend, es geschieht nichts, nur Weite und ein unendlicher Himmel, und das Versprechen hinter dem Horizont. Perfekt!!!
Die Luxus-Aussicht am Markakol sei Euch gegönnt, ein Ziel kann kaum schöner sein. Aber Eure ganze Reise ist ja das Ziel.