Zu den Tataren und an die Wolga: Kasan und Nischni Novgorod
Von Tscheljabinsk sind es knapp 1000 km nach Kasan, der Hautstadt der Autonomen Republik Tatarstan. Dafür braucht man in diesem Teil Russlands zwei Tage, die Straßen sind ok, aber der Verkehr ist sehr anstrengend. Eigentlich wollten wir in Ufa, der Hauptstadt der Republik Baschkortosan am westlichen Rand des Urals einen Stopp einfügen, aber es gab dort an diesem Tag trotz großer Hotelinfrastruktur in der Metropole kein annehmbares Zimmer. So landeten wir 150 km weiter westlich in Oktjabrski, einer Industriestadt (Anlagen zur Erölförderung) mit gut 100.000 Einwohnern. Auch hier fand sich eine aufgreräumte Infrastruktur, gepflegte öffentliche Parkanlagen, die übliche Leninstatue und ein schönes Hotel mit deutschsprachiger Rezeption, hautsächlich wohl für Business-Leute. Der Bioladen und ein usbekisches Restaurant waren duchraus überraschend.


Am nächsten Tag kamen wir dann in der Tataren-Metropole Kasan an, von der uns bereits der deutschsprachige Tatare Timur, der uns im kirgisischen Bischkek angesprochen hatte, vorschwärmte. Und in der Tat ist diese Stadt mit knapp 1,2 Millionen Einwohnern, an der Wolga und der Kansanka gelegen, eine wirklich schöne Stadt, die zur Zeit vor allem russische Touristen anzieht. Besonders beeindruckend ist der Kasaner Kreml, der chrstlich-orthodoxe und muslimische Architektur vereinigt und seit 2000 Unesco-Weltkulturerbe ist. 2005 wurde die riesige wie prächtige Kul-Sharif-Moschee auf dem Gelände des Kremls eröffnet und damit das anti-muslimische Moment des Zarenreichs und der Sowjetunion gewissermaßen ad acta gelegt. Die Stadt hat eine durch die Stadt führende U-Bahnlinie mit sehr schönen Bahnhöfen und eine touristisch geprägte Fussgängerzone. Die tatarische Kultur war sehr präsent, etwa durch Restaurants oder einen Markt unter freiem Himmel mit tatarischen Produkten und Kulturveranstaltungen.









400 km westlich befindet sich die nächste Millionenstadt und Kulturmetropole, Nischni Nowgorod. Es ist die fünftgrößte Stadt Russland, an der Wolga liegend mit entsprechendem Flusstourismus, russischer Verkehrsknotenpunkt sowie Industrie-, aber eben auch Kulturstadt. Die Stadt hat eine imposante, an der Wolga liegende Altstadt, über welcher der Nischni Nowgorader Kreml thront. Das Gelände ist wie in Kasan frei zugänglich, sehr gepflegt, mit Parkanlagen und verschieden Gedenkstätten. Hier befinden sich auch viele Verwaltungsgebäude der Stadt sowie eine Fläche mit verschiedenem Militärgerät, das der ehemaligen sowjetischen Armee im „vaterländischen Krieg“ von 1942-45 gewidmet ist. In der Stadt wird – wie überall in Russland ,wo wir waren – massiv gebaut: Neubau, Restaurierung, Straßen und Brücken, es wirkt fast wie ein großes Konjunkturprogramm.









Inge und Wilfrid
Sehr schöne Bilder der alten Städte und Kulturlandschaften. Viele glückliche Zufälle und ein gutes Bewusstsein für die Kulturschätze der einzelnen Epochen. Die Gefahren lauerten oft im eigenen Umfeld und in den offiziellen Zeitströmungen was als Kultur zu gelten habe. Die heutige Gepflegtheit ist Zeugnis einer großen Kultur.