Zentralasien

Samarkand – Metropole einst und jetzt

Die Fahrt von Buchara nach Samarkand dauert 4-5 Stunden auf einer Schnellstraße durch zig-Ortschaften mit reichlich Verkehr. Die Stadt hat über 500.000 Einwohner, ist sehr wuselig und als zweitgrößte Stadt ein wichtiges Zentrum  auch des modernen Usbekistans. Ihren Ursprung hat die Stadt 750 Jahre vor unser Zeitrechnung, sie gründete sich und wuchs als Handelsplatz und wurde später eines der bedeutendsten Zentren des Seidenstraßen-Netzwerkes. Ähnlich wie Buchara war die Stadt ständig Objekt von Eroberungen und Zerstörungen, so z.B. durch Alexander den Großen oder Dschingis Khan. Nach dem zentralasiatischen  Herrscher Amir Timur (auch: Tamerlan), unter dessen Herrschaft sich die Stadt zur Wirtschaftsmetropole entwickelte,  erlebte sie im 15. Jahhundert unter seinem Enkel Ulugh Beg ihren Aufschwung als Wissenschaftsstadt. So entstand hier das zu der Zeit modernste Observatorium der Welt und Samarkand wurde zu einem internationalen Zentrum der Astronomie. Davon zeugt ein Museum und die Rekonstruktion des Observatoriums in der Stadt.

In Samarkand kommt Großstadtfeeling auf, am besten bewegt man sich in dem wuseligen Verkehr mit den sehr günstigen Taxis fort. Die weltbekannten Sehenswürdigkeiten sind anders als in Chiwa und Buchara über die Stadt verteilt, aber sie haben nochmal völlig andere Dimensionen. Das gilt insbesondere für den Registan, einem ehemaligen riesigen Versammlungs- und Handelsplatz, wo einst die Karawanen eintrafen und begrüßt wurden. Heute ist der Registan ein abgeschlossenes Gesamtensemble, bestehend aus einem riesigen Patz und einem wunderschönen U-förmigen Gebäudekomplex. Auf der linken Seite befindet sich die Ulug-Beg-Medrese, auf der rechten Seite die Sherdor-Medrese und in der Mitte die Tillakori-Medrese. Sie sind im Abstand von jeweils 200 Jahren erbaut worden. Um sich die Dimensionen vorzustellen, könnte man – grob gesprochen –  dreimal den Kölner Dom  zu einem großen U formen und sechs Fussballfelder davor bepflastern. Der Zutritt zum Platz und damit zu den Medresen ist kostenpflichtig (4 €/Person), man kann aber das Geschehen auf dem Platz auch gut von einer Aussichtsplattform umsonst verfolgen.
Das ist gerade am Abend von Bedeutung, denn dann wird um 21h eine fast poppig anmutende Ligthshow geboten. Die Gebäude werden bunt beleuchtet, dramatische Musik ertönt und in usbekischer (an anderen Tagen in russischer) Sprache wird von der Geschichte der Gebäude und von Usbekistan erzählt. Um 22h gab es dann eine zweite Show, an diesem Tag auf Englisch, zur  modernen Geschichte Usbekistans, der Rolle Zentralasiens für die Entstehung der Zivilsation und der Zukunft des Staates und der Region. Das war eine beeindruckende, professionelle Regierungsshow, in der die Rolle Usbekistans als bedeutende Handelsnation, als Brücke zwische Ost und West, dargestellt wird. Erzählt wird auch die Geschichte einer aufstrebenden, gut gebildeten Nation, die mit moderner Technik Teil der modernen Welt sein will und die allen Bürgerinnen und Bürgern Chancen bietet. Von dem Ausschnitt, den wir bisher mitbekommen haben, ist diese Erzählung fest im Alltagbewußtsein der Menschen verankert.

Eine weitere sehr bedeutende Sehenswürdigkeit ist der riesige Mausuleumskomplex Shohizinda. Auf dem Gelände liegen nicht nur bedeutende Personen der usbekischen Geschichte in prächtigen Mausoleen begraben, das riesige Gelände schließt auch die Hügellandschaft des ursprünglichen Samarkands mit ein. Tatsächlich aber kommen die meisten Menschen um die unfassbar schönen, mit blauen Kacheln und Fliesen geschmückten Mausoleen zu bestaunen.  Auf dem Gelände befinden sich auch einige Moscheen, die aktiv genutzt werden. Während wir die Anlage besuchten, sahen wir mehrfach betende Muslime, Männer und Frauen gemeinsam. Überhaupt stellte sich das Ganze sehr bunt dar. Britische, französische und russische Kulturtouristen, ein paar Individualreisende wie wir, viele einheimische Touristen und eine beträchtliche Zahl frommer Muslime, die aus reliösen Gründen vor Ort waren. Es lief alles stressfrei nebeneinander.      

Kommentar

  • Inge und Wilfrid

    Sehr schöne und beeindruckende Bilder. Ein Volk entdeckt und belebt die eigene Kultur. Wenn man bedenkt, dass diese Kultur auf den gesamten indischen Subkontinent von Timor und Co übertragen wurde, ist es doch um so erstaunlicher wie lange sie nicht entsprechend gewürdigt und unterdrückt wurde. Die Illumination hat leider ein bisschen etwas von Disneyland, schade. Aber wir müssen es ja nicht mögen.
    Wir wünschen Euch weiterhin schöne Entdeckungen, Erkenntnisse und menschliche Begegnungen.
    Tschüss, Inge und Wilfrid

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