Über den Wakhan-Korridor in den Pamir
Von der Kreisstadt Chorugh aus kann man östlich direkt in Richtung Pamirhighway starten oder man fährt einen großen Bogen Richtung Süd-Osten über den sogenannten Wakhan-Korridor, um dann über den Kargush-Pass (4344 m) auf den Highway zu gelangen. Die Entscheidung für diesen gut 300 km langen „Umweg“ war goldrichtig, denn die Fahrt durch diesen Korridor war ein abwechslungsreiches Erlebnis mit atemberaubenden Ausblicken. Dafür haben wir uns vier Tage Zeit genommen. Vier Tage in wunderbarer Natur zwischen 2600 und 3300 m, mit Sonnenschein bei Temparaturen bis zu 24-26 Grad am Tag und angenehmen 16-18 Grad in der Nacht. Der Wakhan-Korridor trennt die tadschikischen und afghanischen Gebirgksketten als weitgehend grünes Tal mit vielen kleinen Dörfern und der Stadt Ishkoshim (gut 6000 Einwohner). Die Stadt hat einen kleinen Grenzübergang nach Afghanistan, verbunden durch eine Brücke über den Grenzfluss Pandsch. In diesem Bereich findet Samstags ein afghanisch-tadschikischer Wochenmarkt statt, der unbürokratischen Warenaustausch ermöglicht und wohl auch von Ausländern besucht werden kann – wir waren mitten in der Woche da. Das ganz Tal ist von kleinbäuerlicher Landwirtschaft geprägt, zumeist mit wenig bis gar keinem Maschineneinsatz. Es wird also hart körperlich auf dem Feld gearbeitet.








Ein Highlight sind die verschiedenen Felsburgen in der Region, meist um die 2500 Jahre alt, die fast unwirklich vom historischem Leben in dieser Region zeugen. Wir haben die Festung Qahka und die Festung Yamchun besichtigt, letztere befindet sich nah an der heißen Quelle Bibi Fotima (siehe folgender Beitrag) auf gut 3000m Höhe.


Beeindruckend war auch die Grabanlage des für die Ismaeliten heiligen Shoh-i Mardon, die auf einem schönen Grundstück in einem kleinen Pamierhaus untergebracht und frei zugänglich ist. Auf dem Gelände finden sich überall Steinbock-Gehörne, da diese Tiere hier heilig sind.







Inge und Wilfrid
Die Realität hinter den Bildern ist kaum zu fassen. Wir hören es seit Jahren, aber nun seid Ihr dort und berichtet von den Orten jenseits der Straße, jenseits des Flusses in Afghanistan, wo patriarchales und frauenfeindliches Handeln der Alltag ist. Eure Tour ist auch möglich, weil sich vor dreißig Jahren eine Nation zur Selbständigkeit entschieden hat, sicher es rumpelt an vielen Stellen, aber es ist doch eine andere Welt. Getrennt vom Fluß und getrennt von einer geradezu lächerlichen Brücke. Spannender kann reisen nicht sein. Und als Begleitung eine faszinierende Landschaft zwischen saftigem Grün und unendlichen Schutthängen der Fluß- und Gletschertäler. Nein das ist kein großes Theater, das ist die unendliche Schönheit der Natur.
Tschüss und bitte weiter so.