Vom Songköl zum Issykköl: Ein bisschen Urlaub von der Reise
Der Weg vom zweithöchsten Gebirgssee zum zweitgrößten Gebirgssee der Welt, dem Issykköl – der Perle Kirgisistans – war wiederum eine Traumreise. Das Wechselspiel aus Hochgebirge, Seen, Flüssen und ganz viel Grün lässt dem Auge und der Seele keine Ruhe. Niemals kommt auch nur der Hauch von Langweile oder Gleichmut auf, ständig ist die Landschaft in Bewegung, verändert sich und schafft wieder neue Eindrücke.



Langsam senkt sich der Weg vom Songköl hinab auf 1600m Höhe bis man den großen Issykköl erreicht hat. Dann eröffnet sich der Blick auf diesen riesigen See, der in den schönsten Blau- und Türkistönen daherkommt, umgeben von mächtigen Gebirgszügen im Norden und Süden. Der See ist 182 km lang, 60 km breit und bis zu 668 m tief. Um ein Vorstellung zu bekommen: Er ist knapp 12mal so groß wie der Bodensee, 126mal der Plöner See, 78 mal der Chiemsee oder gut 2000mal so groß wie der Wannsee. Der Issykköl ist umgeben von einer sehr fruchtbaren Zone, im Süden finden sich riesige Obst-, vor allem Aprikosenplantagen, am Nordufer sieht man viel Getreide und Kartoffelanbau.
Wir haben den Ort Tamga in der Mitte des südlichen Ufers gewählt, um gut eine Woche Urlaub von der Reise zu machen. Im Guesthose von Alexander und Liuba, einem freundlich-zugewandten Ehepaar um die 70 mit langer alpiner Geschichte, fanden wir einen annährend perfekten Ort zum Entspannen. Die beiden waren bereits zu Zeiten der Sowjetunion Bergsteiger und haben einige Erstbesteigungen auf ihrem Buckel, wovon schöne Schwarzweißbilder zeugen (sie selbst haben das nicht erwähnt, erst ein Freund, der sie besuchte verwies darauf). In ihrem Guesthaus trafen wir Menschen aus Israel, USA, Kirgisistan, Polen, Japan, Russland und Deutschland, die zum Trekken/Wandern, Mountainbiken, Motorradfahren oder einfach so da waren. Die Tochter und der Schwiegersohn betreiben eine Travelagentur in Bischkek, die verschiedene Touren anbieten, die dann über das Guesthouse abgewickelt werden.







Wir waren in einem zur Datsche um- und ausgebauten Container untergebracht, mit reichlich Platz sowie Küche und kleinem Bad. Dazu eine herrliche Veranda mit Blick auf den riesigen Garten voller blühender Stauden und Rosen. Es war einfach toll, sowohl die Athmosphäre des Guesthauses als auch die Unterkunft selbst. Der See ist gut 2 km vom Haus entfernt, ein schöner Spaziergang, der durch ein Sanatoriumsgelände führt, das die sowjetischen Luftstreitkräfte einst aufgebaut haben und das heute wohl um seine Existenz kämpft. Hier wurde einst auch der in den Sowjetrepubliken hochgeehrte Kosmonaut Juri Gagarin zur Erholung untergebracht, der als erster Mensch im Weltraum gilt (Erdumrundung 1961 im Raumschiff Wostock 1) – im Westen damals als Sputnik-Schock wahrgenommen.
Der Issykköl wird vielfältig genutzt, einige Menschen kommen zum Angeln, sehr viele zum Baden. Das Wasser ist sehr sauber, etwas frisch denn der See ist ja tief und auf 1600 m Höhe. Das ist allerdings deshalb erträglich, weil die Sonne auf dieser Höhe ziemlich bruzzelt, also bei z.B. 25 Grad eine Intensität hat, die gefühlt einer Temperatur von über 30 Grad gleichkommt. Der See hat eine ausgebaute touristische Infrastruktur (u.a Kyrgyz Community Based Tourism), wir sind hier so vielen Touristen wie an keinem anderen Ort in Zentralasien begegnet. Noch wirkt es nicht überladen, vor allen Dingen nicht im Süden des Issykköls. Allerdings sind umfangreiche Bautätigkeiten zu beobachten, sowohl was die Gebäude- bzw. Bettenkapazitäten betrifft, als auch hinsichtlich der Verkehrsinfrastruktur. Auch hier erneuern chinesische Unternehmen wie etwa in Tadschikistan die Straßen rund um den See, für zukünftige Transporte auf den neuen Seidenstraßen, aber auch für weitere Touristenströme.












Inge und Wilfrid
Euer Urlaubsort ist gut gewählt, Höhenluft, Höhensonne und Hochgebirgssee. Was braucht der moderne Straßennomade mehr um dem Staub der Pisten zu entfliehen. Ihr habt es Euch reichlich verdient, und wenn es sich dann so schön ergibt, mit Garten, internationalem Publikum und freundlichen Gastgebern, um so besser. Das tägliche Erleben dieser weiten grandiosen Landschaften, wir können es ein wenig auf Euren Fotos nachvollziehen, muss ein ständiges Überwältigen sein. Landschaften, so weit, keine Zäune, tiefste Täler und Schneegipfel, alles Bilder, die wir in Mitteleuropa so nicht kennen. Gut, dass Ihr Kraft für Geist und Seele schöpfen könnt, für neue Abenteuer und Ziele.
Weiterhin gute Fahrt, und pflegt Euren Blog wie bisher, denn der wird in Zukunft als Tagebuch immer wertvoller.