Zentralasien

Chiva – ehemalige Karawanenstadt zwischen Museum und Traumwelt

Von Nukus ging es mit einem kleinen Abstecher ca. 200 km bis nach Chiva, einem Knotenpunkt des ehemaligen Seidenstraßennetzes und heute eine Stadt mit gut 80. 000 Einwohnern, deren Altstadt seit 1990 Unesco-Weltkulturerbe ist. Der Umweg führte uns zur Wüstenfestung Qizil qala, die aus dem 1. oder 2. Jahrhundert stammt. Ein beeindruckender Bau, der Bestandteil eines Netzwerkes verschiedener  Festungen in dieser Region war. Die Festung hat in etwa die Fläche von zwei bis drei Fusballfeldern und ist recht gut erhalten. Da der Tourismus hier wenig ausgeprägt ist, kann man sich ohne jegliche Reglementierung auf dem Areal bewegen. Man bekommt ein bisschen ein Gefühl von dem Leben innerhalb dieser Mauern vor 2000 Jahren. Dabei helfen auch hundete von Spatzen, Meisen und Schwalben, die sich in den Felsen eingenistet haben.

Chivas Altstadt ist durch die vollständig erhaltene Stadtmauer eine kleine Insel, die ganz weitgehend vom Tourismus bestimmt ist.  Es gibt 4 Tore, die in die Stadt führen, über das  Nord- und Südtor bewegen sich hauptsächlich die verbliebenen  Einwohner der Altstadt. Es gibt wohl noch 600 Häuser von Einheimischen, wovon  bereits 200 zu touristischen Zwecken (v.a. Guesthouses) genutzt werden. Es steht zu vermuten, dass die Altstadt über kurz oder lang völlständig zur touristischen Zone wird, weil – bei der Einkommenslage durchaus verständlich – alle ein Stück vom Tourismuskuchen abbekommen möchten.
Jetzt ist die Altstadt noch eine halbwegs gemischte Zone, auch weil hier viele inländische Touristinnen und Touristen unterwegs sind. Mal Männer, mal Frauengruppen, wobei v.a. die Frauengruppen gute Stimmung verbreiten. Chiva ist ein Gesamtkunstwerk, bestehend aus verschiedenen Moscheen und Medresen (islamische Lehreinrichtungem) sowie einigen Werkstädten, Restaurants und den verbliebenen Wohnhäusern. Die Atmosphäre ist atemberaubend, insbesondere die Illuminierung am Abend läßt einen in eine Traumwelt verschwinden. Zugleich wirkt das Ganze fast wie eine Disney-Welt, die Instagram-Posen beherrschen das abendliche Geschehen.
Am letzten Abend waren wir in einem Terassenrestaurant mit unfassbarem Ausblick und Fussball spielenden Jungen inmitten des Weltkulturerbes. Dort sprach uns der Eigentümer Ruslan in wahrhaft perfektem Deutsch an. Er war jahrelang usbekischer Reiseleiter, hatte bereits Bundespräsident Steinmeier zu Gast und war auch  mehrfach in Deutschland  (der Sohn studiert in Dresden). Als wir ihn fragten, wo er denn in Deutschland war, fiel als erstes der Name Preetz! Diese Stadt im Kreis Plön in Schleswig-Holstein ist 15 km von unserer Heimat entfernt, wir konnten es alle kaum fassen.     

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