Zentralasien

Von Westsibirien in den Ural, von Omsk nachTscheljabinsk

Die gut 200 km von der kasachischen Grenze bis nach Omsk sind gut zu fahren, ausgebaute Infrastruktur im Rahmen der Eurasischen Wirtschaftsunion (neben Russland und Kasachstan gehören Belarus, Armenien und Kirgisistan dazu, Kuba und Usbekistan sind Beobachter). Omsk liegt an der Irtysch, der große Fluss der uns bereits in Ostkasachstan begleitet hatte. Im zaristischen Omsk war einst der Schriftsteller Dostojewski inhaftiert bevor er ins heute kasachische Seimei (siehe Eintrag Ostkasachstan) verbannt wurde. Omsk ist eine aufgeräumte, recht wohlhabend wirkende Millionnenmetropole (1.15 Mio.).  Es ist die achtgrößte Stadt Russlands, die mit dem eigenen Sibirienbild von Kargheit und Armut recht wenig zu tun hat. Dennoch sind die sozialen Gegensätze sichtbar zwischen jenen, die in Luxusrestaurants speisen und jenen, die gerade mal so über die Runden kommen. Aber die Armut erwächst scheinbar nicht zur Verelendung, das gilt auch für die anderen russischen Städte (groß wie klein), die wir gesehen haben. Die Innenstadt ist prächtig, das Schauspielhaus imposant, die Maria Himmelfahrtskirche überstrahlt das moderne Zentrum. Als wir diese Kirche besucht haben, wurden wir Zeuge einer KFZ-Segnung auf deren Vorplatz. Ein großer BMW fuhr auf den Platz und wurde sodann vom Priester und seinem Helfer in einer 10-menütigen Prozession mit massig Weihrauch dem Göttlichen zugeführt. Danach gings in den Keller zum Bezahlen. Wie in den allermeisten russischen Städten ist eine Lenin-Statue zentral platziert, auch wird mit einem Monument an die Kinder der Leningrader Blockade erinnert.

Mit einem kurzen Zwischenstopp in einem –  der in Russland weit verbreiteten –  Motels landeten wir gut 900 km weiter in Tscheljabinsk, der nächsten Millionenmetrople, die schon zum Ural gehört und am Fluss Miass liegt. Die Stadt markiert die Grenze zwischen Europa und Sibirien, sie ist groß geworden durch die Transsibirische Eisenbahn. Es ist eine Industriestadt mit vielen, durchaus modernisierten Plattenbauten, allerdings auch mit einer durch eine adrette Fussgängerzone aufgehübschten Innenstadt, die neben der zentralen Leninstatue mit prächtigen Kulturbauten aufwarten kann (Theater und Oper).  In der Stadt sind viele sowjetische Symbole präsent, öffentlich wie privat, dazu gibt es eine Menge sozialer Dienstleistungen, etwa günstige Sozialrestaurants. In einem solchen Restaurant sprach uns eine Frau an, die sich im (Hand-Fuss-russisch- englisch) Gespräch als KP-Mitglied outete und vom Parteichef Sjuganow schwärmte. Die KP der Russischen Förderation stellt in der Duma die zweitgrößte Fraktion, verfolgt einen linksnationalistischen Kurs und unterstützt in vielen Fragen, wie etwa dem Ukraine-Krieg, Putin, der dafür wohl zu gewissen sozialen Zugeständnissen bereit ist. In Tschjelabinsk jedenfalls scheint der Einfluss der Partei recht groß zu sein.   

Kommentar

  • Inge und Wilfrid

    Interessant Eure städtischen Rückblicke von Omsk zum Ural. Alleine die Wörter Omsk, Südsibirien und Ural beflügeln die Phantasie. Die Bilder zeigen viel Normalität im Nach-Sowjetischen Alltag, so ganz anders als unsere täglichen Nachrichtensendungen aus Russland.
    Zeigt das Foto des “Komissbrotes“, genannt UAZ Buchanka, etwa den Nachfolger des guten Pajero? Der hat ja zumindest in Sachen Beinfreiheit (Hochbeinigkeit) einiges zu bieten. Scheint ja was ganz Neues zu sein?
    Danke für die vielen Infos!

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