Zentralasien

Zum Dach der Welt

Nach der romantischen Tour entlang des Pandsch-Flusses ging es jetzt nördlich hoch in die Berge. Der Weg zum gut 4300 m hohen Kargush-Pass war wohl das schönste, was wir bisher gesehen haben. Zudem hatten wir mit dem Wetter Glück, blauer Himmel und auch in der Höhe noch fast 20 Grad. Ständig wechselnde Gipfel zwischen 5000 und gut 7000 m, mal schneebedeckt, mal in schroffen brauen Gesteinsformationen. Mit dabei sind Pik Marx (6726) und Pik Engels (6510). Unglaubliche Stille, so nah am Himmel, fast keine Menschen, die sich hierher bewegen. Das fühlt sich wirklich nach Freiheit, aber auch nach Naturgewalt an. Wir vertragen die Höhe beide gut – was ein Glück und auch der Pajero macht tapfer mit und bringt uns sicher durch die Berge. Auf 3900 m gibt es noch eine kleine Kontrollstation  der tadschikischen Grenzpolizei, wo wir unser Permit ein letztes Mal vorzeigen müssen. Dann ist es geschafft, der Pass ist genommen. Auf 4300 m begrüßen uns quirlige, braune Murmeltiere, die sich partout nicht fotografieren lassen wollen. Nun  sind es noch 30 km buckelige Piste bis zum Pamirhighway, dann sind wir bei 4100 m auf der weltbekannten Straße und auf dem Dach der Welt. Es ist hier schroff, es hat was von Mondlandschaft. Wir entscheiden uns, nicht weiter nach Osten in Richtung Murgab zu fahren und übernachten im Dachzelt in 4000 M Höhe. Das war ziemlich anstrengend wegen der knappen Luft und weil es unangenehm windig war – aber es ging. Am nächsten Tag ging es dann 230 km zurück nach Chorugh, davon mehr als hundert Kilometer auf dem Hochplateau immer zwischen 4000-4300 Höhe. Der „Highway“ ist hier eine extrem beschissene, aufgebrochene Asphaltpiste, mehr eine Aneinanderreihung von riesigen Schlaglöchern und unfassbaren Bodenwellen, die man quasi tänzerisch umfahren muss.  Von der neuen Silkroad, die flüssigen Verkehr von China nach Zentralasien ermöglicht, ist zumindest hier noch nicht viel zu sehen. Nach dem Plateau geht es dann lansam runter bis auf 2100 m zurück nach Chorough. Echtes Leben, mit grün und Menschen kann man ab 3500 m beobachten und wir waren froh wieder in dieser Welt zu sein.

Kommentar

  • Inge und Wilfrid

    Das Dach der Welt zeigt sich in grandiosem Grau in allen Nuancen. Die Schneegipfel versöhnen unsere mit Grün verwöhnten Augen. Welch ein faszinierendes Panorama, obwohl die Bilder nur kleine Ausschnitte sind ahnen wir was Ihr so hautnah genießen konntet. Das Euch der Atem manches mal stockte, lag wohl nich nur am Sauerstoffmangel. Mein Lieblingsbild ist in der zweiten Reihe ganz rechts, Gletschermoränen XXL.
    Ihr seid übrigens in guter Gesellschaft vor Ort gewesen, wenn auch ein paar Jahrzehnte später. Die russisch (Sowjetisch)/ deutsche Parmir Expedition von 1913 und 1928 (welche Jahreszahlen !!!) kreierte die Schneegipfel mit Pik Lenin, Marx, Engels, Kommunismus, Revolution usw., übrig geblieben ist nur Pik Lenin, die anderen Gipfel haben sich die Tadschiken zurück geholt. Der zweitlängste Gletscher wurde auf deutsch „Notgemeinschaftsgletscher“ getauft, dieses Kuriosum wurde dann bald von Stalin beendet. Verrückte Welt. Die Einen waren mit einer Herde Yaks als Lasttiere unterwegs, und Ihr mit dem Pajero.
    Wie schön, dass Ihr uns teilhaben lasst – ohne Staubwolken.

    • Billie und Ralf

      Wer auch immmer die Gipfel umbenannt haben mag, hier werden die Berge weiterhin Pik Marx und Pik Engels genannt.

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