Zentralasien

Zurück in Dushanbe

Wie herrlich kann doch eine Dusche sein, nach all diesem Staub und Schweiß. Plötzlich wieder Leben und Luxus in einer Metropole, das Ganze bei über 40 Grad. Tadschikistan ist schon ein herausforderndes Land, überhaupt, aber sicher noch mehr, wenn man es selbstständig bereist. Es ist nicht wirklich kompliziert, aber klimatisch, geographisch und kulturell voller Überraschungen. Z.B. am Abend auf dem Weg in ein georgisches Restaurant, vor der prächtigen Oper der Stadt, wo  eine große Bühne aufgebaut war, auf der DJ’s aus Tadschikistan und anderen zentralasiatischen Ländern performt haben. Mal in Richtung Ethno-Pop, dann als orientalischer Hiphop oder mit fetten Techno-Beats. Skurril nach den Tagen in den Bergen, aber auch sehr schön, viele junge Leute tanzen zu sehen, in einem Land, wo der überall auf Plakaten präsente Führer den Eindruck großer Kontrolle vermittelt.

Am nächsten Tag ging es ins Nationalmuseum, einer der Prunkbauten in Duschanbe, umrahmt von hunderten Rosen, und einem Meer von Geranien und anderen Blühpflanzen, die natürlich bei diesen Temperaturen aufwendig gegossen werden müssen. Das Museum ist ein architektonisch beeindruckender Bau, in dem auf vier Ebenen Artefakte Tadschikistans ausgestellt werden. Die Struktur erscheint etwas wirr, zweimal Geschichte, dann Natur im weitesten Sinne und Kunst, Skulpturen und Gemälde. Dazwischen eine Menge Kunsthandwerk. Auch wenn die Ordnung nur zum Teil zu erfassen war, bekommt man doch einen Eindruck von der Vielschichtigkeit dieses Landes. Besonders beeindruckend war die geologische Abteilung, die seit den 1930er-Jahren, also in Zeiten wo Tadschikistan eine Republik der Sowjetunion war, aufgebaut wurde. Hier gab es wirklich imposante Informationen über die Gebirgszüge des Landes, die Aufkommen von Gesteinen und Rohstoffen sowie prächtige Gesteinsexponante.
In der Geschichtsabteilung war auffällig, dass die Darstellung Tadschikistans als Teil der Sowjetunion insgesamt wegen der vielfätigen Modernisierungsprozesse in Bildung, Industrie, Landwirtschaft und Infrastruktur bis heute als positiv bewertet wird. Allein die Grenzziehung von 1924, also dem Gründungsjahr, wurde scharf kritisiert, weil die Führung der Sowjetunion die Ethnie der Tadschiken dadurch auf verschiedne Länder bzw. Republiken verteilt hatte. Eine Entwicklung, die auch nach dem Zerfall der Sowjetunion nicht korrigiert wurde und ein Teil der Problemlagen in Zentralasien darstellt.
Auch in der Kunst zeigt sich große Vielfalt, mit traditionellem Handwerk, tadschikischer Formsprache, sozialistischen Realismus und leider auch naiv realistischem Führer-Pomp, der einem immer wieder in diesem Museum entgegentritt.

Kommentar

  • Inge und Wilfrid

    Mit Disco-Sound zurück in den hoffentlich staubfreien Alltag. Ihr habt es Euch redlich verdient.
    Beim liegenden Buddha hapert es noch etwas an der Haltungsnote, vor allem die Haltung der linken Hand, denn so ist man noch nicht für das Nirwana bereit. Das hat aber auch noch Zeit.
    Erstaunlich so eine Darstellung nach all den Umbrüchen in diesen Ländern. Die Kunst macht es wohl auch hier möglich, und weißt dem, der es lesen kann, den Weg.

  • Julia

    Hm, was hat es denn mit der linken Hand auf sich, die für das Nirvana noch nicht bereit ist? Ich kann es leider nicht herauslesen 🤔

  • Inge und Wilfrid

    Ralf läßt sich nicht gerne fotografieren, und macht Faxen. Deshalb mit liebevoller Ironie der Kommentar zur Haltungsnote seiner linken Hand.
    Der ruhende Buddha (Meister), teilt dem religiös Gläubigen durch die Haltung der Hände und Füße usw eine Botschaft mit, die der Gläubige versteht und interpretieren kann. So auch die linke, gestreckte Hand des Meisters mit gespreiztem Daumen.

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